Meine Kollegin Ursula ist eine harte Braut. Und fix. Erst kürzlich hat sie wieder zum Behufe der musikalischen Läuterung von Reisenden auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert. Ein paar Wochen an der Küste von Norwegen auf- und abtingeln, das taugt ihr.
Doch ein Job unter Deck birgt so manche Tücke in sich: Tägliches stundenlanges Singen, vollklimatisierte Räume, die die Temperaturen unter den gefühlten Gefrierpunkt drücken, laute Umgebungsgeräusche, die zum Schreien animieren. Wie überstehen ihre Stimmbänder diese Strapazen?
Ursis ausgeklügelte Tipps für SängerInnen, die gern mit Möwen kreischen
- Disziplin! Mit gestützter Technik singen und sich nicht der Leidenschaft hingeben, gesund essen, viel schlafen, viel trinken, nicht mitfeiern, Finger weg vom Alkohol, nicht laut und viel reden. Nur mit Ohropax an der überfüllten Bar plauschen, so spricht man gelassen weiter und fängt nicht an, mit den anderen Läppisch-Euphorischen mitzuschreien.
- Ganz klar: Das Bühnenoutfit muss ein Jäckchen für kühle Momente mitbringen, dazu mindestens ein wollenes Schultertuch für windige Outdooraufenthalte. Prinzipiell ist die salzhaltige Meeresluft ein Traum für die Stimme. Also viel Zeit draußen an Deck und möglichst wenig in den klimatisierten Innenräumen verbringen .
- Tatsächlich nimmt sich die Diva ihren eigenen Miniluftbefeuchter mit! Ein kleines Ding, nicht größer als ein Küchenradio, mit einem Aufsatz für stinknormale Petflaschen, die sie mit Wasser befüllt. Zusätzlich hat sie ein Leintuch im Gepäck, das sie in einem Dreieck mit Gaffer Tape über ihren Schlafplatz spannt wie ein Zeltdach — kein Scherz! — und welches dem Luftbefeuchter als Hängematte dient. Der verwöhnt dann alle Nächte mit seinem stetig herabsinkenden humiden Atem ihre kostbare Stimme. Hier ein Bild von dem Ding:
- Mit dem Rest des Gaffer Tapes klebt sie Kartonstreifen auf die Ausgänge der Klimaanlage, um den krankmachenden Luftstrom von ihrem Bett wegzulenken.
- Ursi hat ihr eigenes Inearmonitoring. Eigentlich für alle Gigs, nicht nur für die am Schiff. Denn nichts ist tödlicher, als ein Monitormix, bei dem man sich nicht ausreichend hört!
- Wenn’s dann doch zeitweis brennt im Hals, hilft inhalieren, ölziehen, Ingwerstücke oder Salbei kauen, Kräutertee trinken und mit Laxvox die Stimme locken. Ansonsten: Schweigen ist Gold!
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