Ein faules Goscherl meidet die Wahl. Irgendwo zwischen É und È find sich schon ein lauschiges Platzerl. Dabei würde das Bewegen der Gesichtsmuskulatur auf Dauer schönheitstechnisch schon etwas bringen. Ähnlich wie beim Sport: Wenn man immer zwei Stufen auf einmal nimmt, ist man tatsächlich fitter, als jemand, der zwei Mal in der Woche mit dem Lift ins Fitnesscenter gondelt.
Der Unterschied zwischen einem geschlossenen und einem offenen Vokal ist gewaltig. Eigentlich ists eine Schande, dass man meist auch noch den selben Buchstaben für zwei völlig unterschiedliche Phoneme schreibt. Versucht es selbst, nehmt das Smartphone und nehmt euch dabei auf:
Esel — Ärzte
Hahaha! Gemein, gell?
Hier meine Version zum Vergleich:
Ziemlich ungewohnt für einen echten Wiener. Das liegt eam gar nicht.
Das E vom Esel fällt halb offen aus und gleich nachher schiebt man das zweite halboffene E in der Endsilbe nach, weil man sich bemüht hat, schön zu sprechen. Und das Ä gibts gar nicht im Wienerischen. Doch am hungrrrigsten ist das R hintendran, uijegerl, verzeiht, aber ein Rachen-Rrrrollen, wer bitte will sich das Zapferl brechen?
Ihr merkt, es gibt genug Arbeit. Fürs Hirn genauso wie fürs Mundwerk. Also gehn mas an!
Hier nochmals, weils nicht oft genug Schwarz auf Weiß stehen kann:
Es gibt
- lange, geschlossene Vokale
- kurze, geschlossene Vokale (selten)
- kurze, offene Vokale
- lange, offene Vokale
- Diphtonge (Umlaute), von Natur aus immer lang
In der Regel bestimmt die Rechtschreibung, wann ein Vokal lang und geschlossen ausgesprochen wird und wann kurz und offen. Genauer gesagt, die Anzahl der dem Vokal nachfolgenden Konsonanten:
Rabe — Ratte
Regel — Rest
Riegel — Riff
Rose — Rost
Wie also lautet die Regel? Schaut euch nochmals die Wörter genau an und zählt die Konsonanten nach dem Vokal der Stammsilbe bis der nächste Vokal kommt.
Ihr merkt sofort, dass ihr die Regel unbewusst sehr wohl intus habt, wenn ich es verdreht lese:
Folgt einem Vokal nur ein Konsonant, so wird er in der Regel lang und geschlossen gesprochen. Folgen einem Vokal zwei oder mehrere Konsonanten, so wird er kurz und offen gesprochen.
Vor- und Endsilben sind davon ausgenommen.
Und damit klärt sich auch endlich die ss oder ß Rechtschreibregel! Jippie! Denn wenn ich einer Straße entlang gehe, latsche ich ewig lang, aber eine Gasse ist nun einmal recht kurz!
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