Stress ist ein so hinterfotziger Feind. Versteckt der sich in einer Vorhangfalte, springt er im unpassendsten Moment zu mir ins Rampenlicht, setzt sich auf mein Gnack und schnürt mir den Brustkorb zu. Grad wollte ich noch zwei Bögen auf einmal nehmen, sagt mir mein Frontallappen, dass sich das beim besten Ton nicht ausgehen wird. Die Stimme klingt wie Blech, dann dieses untrügerische Gefühl von wollenabernichtkönnen und der Abend kann beginnen. Hardigatti [das ist jetzt aber tirolerisch]!
Drum gähne, wer sich ewig anstrengt!
- Des Sängers Instrument ist ihr/sein Körper! Halte ihn fit durch Bewegung. Halte ihn entspannt und gedehnt. Vermeide Stress und arbeite geziehlt an deiner inneren Ruhe. Stress verkrampft unsere Atemmuskulatur und sabotiert die Kunst des Ausatmens! Sei bestens vorbereitet und gut geübt (denke an Rocky), dann kann er dir nicht so viel antun, der schiache Banause.
- Wir üben täglich und da gehört das Dehnen und Gähnen dazu. Besonders vor und nach einem Übungsblock und nach oder immer wieder während anstrengender Stimmübungen hilft es uns.
- Vor Konzerten sind Ruhe und Lockerungsübungen Routine!
- Will Deine Stimme scheinbar grundlos so gar nicht mehr funktionieren, dann kann Wellness Wunder wirken. Verzweifle nicht, wechsle in den IchTuMirUndMeinerStimmeGutesModus und vertraue auf deine Selbstheilungskräfte. Das Leben ist kurz und du willst es genießen.
Was denn überhaupt lockern?
Es zahlt sich aus, wie bei der „Progressiven Muskelrelaxation“ einer Region nach der anderen die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken:
- Zunge
- Kiefer
- Hals
- Nacken
- Schultern
- Brustkorb (Zwischenrippenmuskulatur!)
- Zwerchfell
- Rücken
- Kehlkopf
- Stimmlippen
Und wie soll ich’s anstellen?
Eine kleine, unvollständige Sammlung an Übungen
Ui, da lauf ich zum Biobauern Obstkisteln sortieren. Seid gnädig, das werde ich noch besser ordnen:
1. Zungen-, Kiefer-, Halsübungen
Gähnen, Räkeln bis in die Fingerspitzen, dabei die Zunge rausstrecken, mit ihr kräftig schnalzen, mit ihr jeden Zahn einzeln von außen nach innen abtasten, um sie letztendlich vor den Schneidezähnen kreisen zu lassen. Trockengurgeln. Gähnen und kauen, Zunge wieder rausstrecken.
Lippen in den Mund einziehen, Unterkiefer vom Rückgrad weg weit nach vorne schieben und den Kopf vorsichtig in den Nacken legen. Halten.
2. Schulter-, Hals- und Nackenübungen
Lege den Ballen deiner Hand auf die Stirn, drücke deinen Kopf mit voller Kraft gegen die Hand und zähle bis zehn. Loslassen.
Verschränke deine Finger an deinem Hinterkopf, drücke deinen Kopf mit voller Kraft gegen die Hände und zähle bis zehn. Loslassen.
Lege deinen Handballen auf eine Schläfe, drücke deinen Kopf mit voller Kraft gegen die Hand und zähle bis zehn. Loslassen. Auf der anderen Seiter wiederholen.
Fülle deine Lunge mit Atemluft. Dann ziehe deine Schultern so hoch du kannst zu deinen Ohren und atme lange auf einem sssssss aus. Wenn du dann wieder einatmest, lass die Schultern wieder fallen.
Zusätzlich gibt’s eine wohltuende Halsmassage:
3. Zwischenrippenmuskulatur
Verschränke deine Arme vor der Brust, beuge dich aus der Hüfte zu Boden. Nun fülle deine Lungenflügel mit so viel Luft, wie du kannst, auch in die Flanken, da, wo die Nieren sind, und halte den Atem an. Richte dich nun auf. Drehe und winde deinen Brustkorb und genieße die Dehnung bei noch immer angehaltenem Atem. Atme aus und halte dich irgendwo fest, wenn dir schwindlich ist. ;-P
— Mir Stresstante hilft diese Übung enorm. Wenn ich verspannt bin, spüre ich jeden Rippenbogen leidvoll, bis sich die Spannung langsam löst.
4. Rücken
Hier hilft mir eine Matte, eine Faszienrolle und Zeit. Lege die Rolle zuerst quer zu deinen Brustwirbeln unter deinen Rücken. Entspanne darauf und summe mit jedem Ausatmen.
Dann lege die Faszienrolle längs der Brustwirbelsäule unter deinen Rücken und öffne so den Brustraum auf beide Seiten. Weitersummen. Wenns Rückgrad knackst: es ist alles gut!
— Ich beginne so gerne meine Übungsroutine mit den ersten Skalen liegend auf der Matte.
5. Stresswegwellness
Wenn ich mich ganz tief im Wald der Überforderung verlaufen hab und die Verspannung schon bis tief in meine Glottis reicht, dann gönn ich mir einen Wellnesstag in der Therme. Sauna, Dampfbad, Solebad, blöd schaun und im warmen Wasser planschen. Massage nicht vergessen. Wer keine Zeit dafür hat, darf Opfer spielen.
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